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Weiden

 

Die grünen Pioniere

Kinder brauchen verborgene Plätze, an denen sie all die Dinge tun können, die Erwachsene nicht unbedingt wissen sollen. So ein Versteck hatten meine Freunde und ich am Ufer eines Baggersees unter einer Weide, deren Zweige bis auf den Boden herab hingen. Rundherum wuchs eine dichte Kräutervegetation, die jeden Einblick von außen verhinderte.

 

Wir aber konnten durch einen grünen Vorhang die Leute beobachten, wie sie in ihren Gärten arbeiteten und sich dabei mit ihren Nachbarn unterhielten. Ich erinnere mich noch an den würzigen Duft von Schafgarbe, Beifuß, Kamille und den vielen anderen Wildpflanzen, den der Wind in unser Versteck unter der Weide trug. Eine andere Erinnerung führt mich in die Zeit zurück, als die Bislicher Insel noch eine Vogelfreistätte war, die man auf matschigen Feldwegen noch begehen durfte. Von diesem Weg ab führte ein regelrechter Tunnel aus Weidenbüschen bis an das Ufer des offenen Wassers, das man so ungesehen erreichen konnte. Am Ende des Weidentunnels hatten Angler einen überdachten Ansitz gebaut und von dort aus konnte ich meine ersten Fotos von Graugänsen schießen.
 

Rund 30 Arten

Von den ca. 160 Weidenarten, die auf der Erde vorkommen, findet man rund 30 Arten in unserer Heimat. Dazu kommen noch alle möglichen Mischformen, denn die Weiden bastardisieren häufig untereinander. Weiden stellen nur bescheidene Ansprüche an ihren Standort. Jeder Boden ist ihnen recht, wenn er nur feucht genug ist. Beschattet werden mögen sie allerdings nicht. Darum findet man Weiden eher als Erstbewuchs auf Ödflächen als in einem geschlossenen Wald. Bachläufe und Flußauen sind die bevorzugten Lebensräume. Sie sind dort ein wichtiger Bestandteil Weichholzaue und ertragen Überflutungen und Staunässe. Viele Weidenarten entwickeln sich zu übermannshohen Büschen, andere wachsen zu respektablen Bäumen heran. So wird die Silberweide über 20 m hoch, die Salweide schafft es immerhin auf 7m. Beide Bäume enthalten in ihrer borkigen Rinde den Bitterstoff Salicin, aus dem früher eine fiebersenkende Arznei hergestellt wurde. Heute produziert man diesen Wirkstoff auf chemischen Wege.

Alle Weiden entwickeln sich getrennt geschlechtlich. Das bedeutet, dass man auf der einen Pflanze nur weibliche, auf der anderen nur männliche Blütenkätzchen findet. Die Blütezeit fällt in die Monate März und April, oft schon vor dem Blattaustrieb. Die Bestäubung wird von nahrungssuchenden Insekten geleistet, die in frostsicheren Verstecken überwintert haben. Im Juni sorgt der Wind für die weiträumige Verteilung der Samen. Diese haben einen feinen Haarschopf, der sie federleicht durch die Luft segeln lässt. Beutelmeisen benutzen diese weiche Samenwolle zum Bau ihrer kunstvollen Hängenester.

 

Stecklingsvermehrung

Man kann die Weiden sehr leicht durch Stecklinge vermehren. Es reicht, ein etwa 20 cm langes Zweigstück in die Erde zu stecken. Nach kurzer Zeit wird der Steckling Wurzeln bilden und bei einem Zuwachs von bis zu einem Meter pro Jahr hat man bald einen stattlichen Baum gezüchtet. Jede Verletzung regt den Baum an, eine große Anzahl Stockaustriebe zu bilden, und so findet man auch an gerissenen und zum Teil schon verfaulten Stämmen immer noch frische Zweige. Diese immense Reproduktionskraft brachte schon die Bauern des frühen Mittelalters auf die Idee, Weiden als Kopfbäume zu verschneiden. Alle vier bis sieben Jahre wurden die Bäume „geschneitelt“. Auf diese Weise hatte man immer einen Vorrat an geeigneten Weidegerten zur Verfügung. So konnten jederzeit nach Bedarf Erntekörbe oder auch Fischreusen hergestellt werden. Auch beim Hausbau wurde viel Flechtwerk verwendet. Bald wurde der Korbflechter zu einem eigenständigen Beruf, der oft vom sogenannten fahrenden Volk ausgeübt wurde. Für die Flechtarbeiten eigneten sich besonders die zähen Gerten der Korb- und der Purpurweide, die Triebe der Salweide wurden als Raufutter in der Viehhaltung verwendet.

 

Erhaltenswert

Heute haben Kopfbäume ihren wirtschaftlichen Wert weitgehend eingebüßt. Korbwaren werden eigentlich nur noch im kunsthandwerklichen Bereich hergestellt, aber Freunde und Bewahrer unserer Kulturlandschaft pflegen und pflanzen weiterhin diesen Charakterbaum des Niederrheins. Besonders Erich Staudt aus Moers, Pflanzenkenner und NABU-Ehrenmitglied, hat sich mit seinen Schneideund Nachpflanzaktionen von sicher mehr als tausend Kopfbäumen um deren Erhalt verdient gemacht. Neben den verschiedenen Weidenarten wird am Niederrhein auch die Esche als Kopfbaum gepflegt. Ihr Holz ist besonders zäh und elastisch. Es eignet sich z. B. zum Bau von Schneeschuhen, Sportbogen und ähnlichen Geräten. (Robin Hoods Langbogen war sicher aus Eschenholz.) Aber das ist ein anderes Thema. Zum Schluss möchte ich noch auf die Trauerweide hinweisen. Dieser mächtige Baum von 25 m Höhe und den auffallenden Hängezweigen ist im fernen Asien beheimatet. Bei uns wird er als besonderer Blickfang in Parkanlagen und auf Friedhöfen angepflanzt. Leider ist die Trauerweide nicht besonders winterhart und gedeiht nur dort, wo sie vor Sturm und Frost geschützt ist. Am Niederrhein wird sie häufig durch eine Mutation der Silberweide ersetzt, die zwar auch 2m lange Hängezweige hat, die aber insgesamt nicht so wuchtig wirkt.

 

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel von Wilfried Zehner im Naturspiegel 1/2008, Heft 69

 

Literatur:

• Dr. Gottfried Amann, Bäume und Sträucher des Waldes
• Dr. J. Toman, Dr. J. Felix, K. Hisek, Der große Naturführer
• F. A. Novak, Der große Pflanzenführer

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