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Kobold auf der Grünlandpisten

 

Ein Hauptverbreitungsgebiet des Steinkauzes ist der Niederrhein. Sein Bestand ist allerdings seit Jahren rückläufig. Sofortmaßnahmen können helfen.

    
Der Steinkauz ist ein kleiner Kobold. Nur gut 20 Zentimeter groß. Wenn er sich beobachtet oder gar bedroht fühlt, dann zeigt er das oftmals auch. 

 

Die langbeinige Eule knickst dann wie in einem Fitnessprogramm: immer wieder auf und nieder; dreht zusätzlich dabei den Kopf wie in einem Puppentheater. Das sieht für den Beobachter lustig aus. Hingegen hat das rundliche Gefiederknäuel ganz anderes im Sinn: einen Check-up des potentiellen Störenfriedes. Wird es ihm zu bunt, dann macht er sich aus dem Staub. Oder er taucht flugs unter; meist in eine verzweigte Baumhöhle, am liebsten mit Seitenausgängen.

 

 

  Auch regungslos kann der Steinkauz seine Umgebung wahrnehmen.

  Foto: Peter Malzbender

 

Der Steinkauz muss auf der Hut sein. Insbesondere die umtriebigen Steinmarder durchwuseln regelmäßig Baumhöhlen, um Beute zu machen. Kein Grund, die wieselflinken Fellträger mit dem besonderem Duftsekret grundsätzlich zu verteufeln. Erfahrene Alt Käuze lokalisieren im Bruchteil einer Sekunde selbst das leiseste Krallengeräusch eines geschmeidigen Raubsäugers, wenn dieser in lebensgefährlicher Nähe eines Steinkauz-Versteckes auf Pirsch ist. Ruckzuck verlässt der Lieblingsvogel der griechischen Göttin Athene dann meist durch einen Nebenausgang seinen Unterschlupf.

 

Allerdings: Findet die ausgezeichnete Nase eines Marders noch flugunfähige Jung Käuze in ihrer Bruthöhle, dann ist es um den Nachwuchs geschehen. Eine Tragödie, könnte man aus tierliebender Sicht meinen. In Wirklichkeit aber ein Prozess natürlicher Auslese. Marder sind für die Steinkauz-Population am Niederrhein zwar auch ein Regulativ, aber auf keinen Fall bestandsgefährdend.

 

 

  Fast flügge Jungkäuze warten auf Futter

  Foto: Peter Malzbender
 
Brauchen wir den Steinkauz?


Natürlich, weil er ein echter Niederrheiner ist; ein Wahrzeichen – wie der Dom in Xanten.

 

Über siebzig Prozent seines Bestandes in Nordrhein-Westfalen leben am Niederrhein. Und: Zwei Drittel aller Steinkäuze Deutschlands leben in unserem Bundesland. Wir tragen also nationale Verantwortung für den Eulenknirps. Insbesondere in der bäuerlichen Kulturlandschaft entlang der Rheinschiene in den Kreisen Wesel und Kleve sind die meisten Steinkäuze anzutreffen. Hier soll sogar der mitteleuropäische Verbreitungsschwerpunkt sein, so die wissenschaftlichen Bestands-Erhebungen.

 

Der Steinkauz wird als sogenannte Zeiger- oder auch Leitart geführt. Das heißt: Er ist oberster  Repräsentant eines naturnahen Biotoptypes der Kulturlandschaft. Man kann auch sagen: Da wo der kleine Kauz über Jahre erfolgreich für Nachwuchs sorgt, ist das natürliche Umfeld noch einigermaßen in Ordnung. Natürlich stellt er spezielle Ansprüche an seinen Lebensraum: offene, bzw. halboffene, grünlandreiche Niederungslandschaften werden bevorzugt. Die haben wir am Niederrhein noch ausreichend. Doch erst die Ausstattung im Gelände bringt unsere kleinste niederrheinische Eulenart in Wallung, bereits im Februar seinen Balzgesang einzustudieren.

 

 

  Steinkauz vor seiner Bruthöhle in einer Kopfeiche.

  Foto: Peter Malzbender
 

Steinkäuze lieben kleinräumige Hochstamm-Obstwiesen und Kopfbaum-Heckenlandschaften mit Beweidung als traditionelle Unternutzung. Gerne in der Nähe von Bauernhöfen und auch im siedlungsnahen Bereich. Überlebensnotwendig sind Grünlandflächen mit ganzjährig geringer Vegetationshöhe. Also vor allem Dauerweiden. Hier erwischt er große Insekten, kleine Wühlmäuse, gelegentlich auch Kleinvögel bis zu Drosselgröße. Selbst Frösche, Kröten und kleine Reptilien werden vom Steinkauz verputzt. Regelmäßig flitz der kleine Kerl wie ein amerikanischer Roadrunner zu Fuß über kurzrasige Grünlandpisten, um Regenwürmer aus dem Boden zu ziehen. Auch tagsüber in störungsfreien Revieren. Insbesondere im Juni, wenn er sich rund um die Uhr abrackert, seine kleinen Nesthocker satt zu kriegen.

 

Steinkauz-Bestand rückläufig


Selbst in den Kreisen Wesel und Kleve ist die Steinkauz-Population rückläufig. Seit Jahren. Immer weniger Weidevieh auf den Flächen, übermäßiger Gülle- und  Pestizideinsatz, Verdichtung der Wegenetze, unvernünftige Versiegelung und unstillbarer Raubbau durch gigantische Abgrabungen auf landwirtschaftlichen Flächen sind die Hauptursachen für das Verschwinden ganzer Lebensgemeinschaften, deren Pate der Steinkauz ist.

 

Was ist zu tun? Eine landesweite Bestandserhebung ist dringend notwendig. Dabei sollte jedes Steinkauz-Revier hinsichtlich seiner Qualität unter die Lupe genommen werden. Optimierungsmaßnahmen sind auch den Fachbehörden bekannt. Mit den Flächeneigentümern müssen Gespräche geführt werden. Man trifft häufig auf offene Ohren, sagen die Experten vom NABU.

 

Der Steinkauz sei ein Sympathieträger. Viele kleine Einzelmaßnahmen können den Kauz-Bestand wieder stützen. Es ist noch nicht zu spät. Noch gibt es in NRW gut 5000 Steinkauz-Reviere. Jedes Paar benötigt im Sommer ein geeignetes, fünf Hektar großes Nahrungshabitat. Der Erhalt dieser reich strukturierten bäuerlichen Landschaft garantiert Lebensvielfalt. Sie ist nicht zuletzt ein wertvolles, schützenswertes Kulturgut. 
 

 

  Auch regungslos kann der Steinkauz seine Umgebung wahrnehmen.

  Foto: Peter Malzbender
 

Steinkauz-Infos beim NABU: 0281-1647787
 

Artikel von Peter Malzbender, August 2017
 

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